Frankenas Brasilienfreunde sammeln Geld
Der Ortsteil von Doberlug-Kirchhain ist seit 20 Jahren mit Estrela verbunden. Zum Jubiläum ist kurzerhand eine Benefizveranstaltung zugunsten von Hochwasseropfern dort organisiert worden. 3000 Euro kommen zusammen.
Brasilien in Frankena. Das ist nicht neu doch diesmal ganz anders. Hochwasserhilfen sind in Deutschland für Bayern und Baden-Württemberg gerade ein wichtiges Thema. In Frankena hat Hochwasserhilfe ebenfalls eine größere Priorität. Hier bangt man mit den Freunden aus der Region um Rio Grande do Sul in Südbrasilien. 25 Jahre Freundschaft und Partnerschaft wollte man in Frankena feiern und freute sich auf den Besuch einer Tanzgruppe aus Estrela aus diesem Anlass. Alles war langfristig vorbereitet, erzählt Carolin Winkel als Hauptorganisatorin.
Viele Unterstützer
Es kam anders, denn die verheerendste Hochwasserkatastrophe seit mehr als 80 Jahren machte das Freundschaftstreffen zunichte. Die Veranstaltung musste kurzfristig abgesagt werden. „Das kann es nicht gewesen sein“, wollten Carolin Winkel, ihre Mutter Karin Hammitsch und viele „Brasilienfreunde“ in Frankena nicht glauben und hatten die Idee der Benefizveranstaltung, die schnell mit vielen Unterstützern aus dem Boden gestampft werden konnte. Viele Frankenaer, denen die Partnerschaft mit den brasilianischen Freunden am Herzen liegt, halfen bei der Vorbereitung im Hof der ehemaligen Gaststätte „Frankenaer Erbhof“ und am Veranstaltungsabend.
„Wir wollen helfen“ war ihr Credo: Hilfe für die Menschen in der Region von Rio Grande do Sul. Eintritt wurde nicht verlangt, dafür füllte sich schnell der Spendenbehälter bis auf die Summe von 3000 Euro, freute sich Carolin Winkel. Auch von der schnellen und unkomplizierten Zusage von Kulturgruppen war sie beeindruckt.
So konnten mehr als 300 Gäste am Abend ein Programm mit den „Schlossberg-Musikanten“ und dem Chor Choregano erleben. Zuvor hatten die „Scheunenmusikanten“ aus Lindena und Umgebung um den 85-jährigen Albin Kauper für Stimmung gesorgt. „Ich fühle mich topfit, wenn ich Musik machen kann“, schmunzelte er. Ebenso erfreute der achtjährige Karl mit seinem Tenorhorn die Zuhörer.
Über einen Brasilianer durften sich die Frankenaer und Besucher doch freuen. Eliseu Radecke kam 2004 zum ersten Mal mit einer Delegationnach Frankena. Er studierte in Deutschland und lebt jetzt in Meißen. „Es war für mich selbstverständlich, heute anzureisen und Solidarität mit meinen Landsleuten zu zeigen“, erzählte Eliseu, nachdem er auf dem Akkordeon sein musikalisches Können gezeigt hatte.
„Frankena ... halt durch!“ trugen alle Organisatoren und Helfer wie Christoph Wendland am Ausschank und Maren Friedrich beim Servieren als Motto auf ihren grünen T-Shirts. Sie wünschen das Durchhalten ihren brasilianischen Freunden. Der Frankenaer Lutz Kölling hat vor einigen Jahren einen Riesensmoker gebaut, den der Besitzer für den gemeinnützigen Zweck zur Verfügung gestellt hat. Dort freuten sich die Gäste über leckere Angebote.
Auf einer Infowand war die Geschichte der Freundschaft seit 1999 mit Zeitungsbeiträgen und Fotos dokumentiert. Von Theater- und Tanzaufführungen wird dort berichtet und von zahlreichen gegenseitigen Besuchen. Aber auch die aktuellen schlimmen Fakten waren dokumentiert: der Fluss Taquari in Estrela 34 Meter über Normal, 160 Tote, mehr als 200 000 Menschen evakuiert, 75 Prozent des Stadtgebietes überschwemmt, Erntemaschinen, Kühe, Schweine verloren und die Infrastruktur zerstört.
Die herzliche Gastfreundschaft, die 14 Personen aus Frankena im vergangenen Jahr noch einmal erleben durften kurz vor dem 90. Geburtstag von „Tante Inge“ Hasenack, einer ehemaligen Deutschbrasilianerin, mit der 1999 mit ihrer Gruppe Sonoridad aus Sao Leopoldo bei einem Besuch in Frankena alles begann, möchten die Frankenaer nicht vermissen. Und sie wollen ihre Freunde beim nun angedachten Besuch der Tanzgruppe aus Estrela im kommenden Jahr in die Arme schließen. Ob das möglich sein wird, hängt von den Spätfolgen der Hochwasserkatastrophe ab.
Foto: Jürgen Weser
Lausitzer Rundschau, 11.06.2024